Unternehmen, die gendern möchten, entscheiden sich für einen der Genderstile. Dann dokumentieren sie die Verwendung von Genderstern, Genderdoppelpunkt, Gendergap, Doppelnennungen oder Methoden zur Neutralisierung der Geschlechter in einem Genderleitfaden – fertig! Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Ein Genderleitfaden für Unternehmen basiert auf einem individuellen, auf die Organisation und ihre Anforderungen zugeschnittenen Genderkonzept. Dabei werden meistens mehrere Gendermethoden miteinander kombiniert.
Genderleitfaden für Unternehmen: Wofür stehen wir?
Bevor Regeln für einen Genderleitfaden fixiert werden, ist es sinnvoll, sich in einem ersten Schritt Klarheit über die eigene Positionierung im Genderdiskurs verschaffen. Reicht es schon aus, Männer und Frauen anzusprechen? Oder sollen dritte Geschlechter ebenfalls repräsentiert werden? Möchte man überhaupt, dass Geschlechteridentitäten in der Sprache eine tragende Rolle spielen? Diese Fragen hängen unter anderem mit der Entscheidung zusammen, wie zurückhaltend oder ambitioniert sich das Unternehmen im Umgang mit der Genderthematik darstellen will.
Genderleitfaden Für Unternehmen: Über wen oder mit wem sprechen wir?
Gegendert werden vor allem Personenbezeichnungen. Dazu gehören nicht nur „Mitarbeiter:innen“ und „Kolleg:innen“, sondern auch die Bezeichnungen für die unterschiedlichen Rollen von Menschen im Unternehmen. Dazu kommen Benennungen für Kundengruppen, Partner, Dienstleister und Multipliaktoren. In diesem Zusammenhang gilt es eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen: Wird mit Blick auf eine geschlechtergerechte Sprache zwischen Personen und Intitutionen unterschieden? Was ist mit zusammengesetzten Begriffen? Wie sieht es bei Anglizismen aus? Welche SEO-Anforderungen müssen beachtet werden? Deshalb ist in diesem zweiten Schritt eine Bestandsaufnahme sinnvoll. Sie klärt, welche Personenbezeichnungen es typischerweise im Unternehmen gibt und beschreibt die Herausforderungen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben.
Genderleifaden für Unternehmen: Wie kommen wir zu einem passgenauen Konzept?
Auf dieser Basis kann ein Genderkonzept entwickelt werden, das unterschiedliche Genderstile miteinander kombiniert. Denn es ist nur selten möglich, alle Anwendungsfälle durch einen Stil abzudecken und gleichzeitig eine gute Lesbarbeit von Texten zu gewährleisten.
Einige der Fragen, die sich in diesem dritten Schritt stellen, lauten:
- Welche Kriterien werden an die Auswahl der Genderstile angelegt?
- Wie werden die Genderstile zueinander gewichtet, welcher Stil hat Vorrang vor den anderen?
- Wie wird sichergestellt, dass das Genderkonzept Texte nicht unnötig beschwert, sodass sie gut lesbar bleiben und einfach verstanden werden?
Wichtig dabei: Jeder Genderstil trifft eine bestimmte Aussage mit Blick auf Diversität. Beim Gendersternchen zum Beispiel sind die Straheln, die in unterschiedliche Richtungen zeigen, ein Ausdruck von Verschiedenartigkeit. Und natürlich hat jeder Stil seine Vor- und Nachteile, beispielsweise mit Blick auf technische Voraussetzungen wie Maschinenlesbarkeit oder Anwendungsfreundlichkeit. Außerdem müssen für jeden der Stile eigene Regeln fixiert werden. Denn beim Gendern gibt es kein „richtig“ oder „falsch“, sondern allenfalls unterschiedliche Positionen. So sehen beispielsweise manche Sprachleitfäden Formen wie „Expert:innen“ vor. Andere verbieten diese mit dem Hinweis, dass Wörter wie „Expert“ – also der Teil bis zum Genderdoppelpunkt – nicht existieren und mit dem Doppelpunkt deshalb in diesem Fall nicht sinnvoll gegendert werden könne.
Genderleitfaden für Unternehmen: Wie machen wir Genderregeln zum Teil der Unternehmenssprache?
Ein Genderleitfaden kann für sich allein stehen. Er kann aber auch in einen Sprachleifaden für die Corporate Language, das Corporate Wording oder den Tone of Voice eingebettet sein. Bei dieser Handhabung können die Genderregeln beispielsweise mit der Festlegung von Personennamen oder den Regeln für die Korrespondenz verzahnt werden.
Wann machst du dich auf den Weg zu einem Genderleitfaden?