Die kurze Antwort: Nein, natürlich nicht. Dazu muss ein Sprachleitfaden für Unternehmen aber bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Anwender:innen eines Sprachleitfadens für eine Corporate Language oder einen Tone of Voice sind zumeist Mitarbeitende im Unternehmen. Schreiben ist nicht ihre Haupt-, sondern eine Zusatzaufgabe. Wahrscheinlich sogar eine zusätzliche Belastung. Oder, wie es ein Vertriebsleiter einmal formuliert hat: „Meine Leute bewerfen mich mit Tomaten, wenn ich ihnen sage, dass sie jetzt auch noch nach Regeln schreiben müssen.“

Damit ist auch schon alles über die Anwendung gesagt:

Sie muss einfach und unkompliziert sein. Im besten Fall Spaß machen. Ein Sprachleitfaden sollte Gelegenheitsnutzer:innen befähigen, sich immer wieder schnell in die Unternehmenssprache hineinzufinden – auch nach längeren Schreibpausen. Komplizierte Regeln und Schreibweisen dauerhaft zu beherrschen, wäre schlicht und ergreifend: eine Zumutung.

Ein gut gemachter Sprachleitfaden für Unternehmen ist deshalb so konzipiert, dass er eine direkte Tür zur Sprache öffnet:

  • Unternehmenssprache verinnerlichen: Wichtiger als ein Wust von Regeln ist das grundsätzliche Verständnis der sprachlichen Haltung.
  • Bei Unsicherheit nachschlagen: Der Sprachleitfaden kann als Nachschlagewerk genutzt werden. Über „Kurzeinstiege“ kann sich jede:r immer wieder schnell in die Sprache einfühlen.
  • Von Beispielen lernen: Zehn Autoren, zehn unterschiedliche Lösungen. Denn jede:r interpretiert Regeln zum Sprachstil unterschiedlich. Beispieltexte verdeutlichen konkret, wie das Ergebnis aussehen soll.
  • Vorlagen verwenden: Einheitliche Vorlagen für unterschiedliche Anlässe vereinfachen die tägliche Arbeit.
  • Festgelegte Schreibweisen beherzigen: Eindeutige Vorgaben können einfach angewendet und müssen nicht interpretiert werden.
  • Freiheiten und eigenes Sprachgefühl nutzen: Anwender:innen nutzen ihr Sprachgefühl, ihr Markenverständnis und ihre fachliche Expertise, um individuelle sprachliche Lösungen zu finden – passend zum Medium, Thema und zur jeweiligen Situation.

So klappt’s auch ohne fliegende Tomaten.