Ein persönlicher Brief transportiert nicht nur Informationen. Er verrät auch etwas über die Mühe des Briefeschreibers. Die eigenen Gedanken mit Bedacht zu formulieren, einen Umschlag zu beschriften, zu frankieren und zum nächsten Briefkasten zu tragen … das ist schon was! Einige Gedanken zum Tag des Briefes.

anschreiben gegen die sozialen Folgen der Pandemie

Briefe fördern Verbindungen. In Zeiten der Isolation durch die Corona-Pandemie konnte eine alte Form der Kommunikation neu entdeckt werden. „Wir alle müssen Wege finden, um Zuneigung und Freundschaft zu zeigen: Skypen, Telefonate, Mails und vielleicht mal wieder Briefe schreiben“, schlug die Bundeskanzlerin bei ihrer TV-Ansprache am 18. März vor. Briefe können Einsamkeit mildern und den Kontakt zu anderen lebendig erhalten. Das gilt insbesondere für ältere Menschen, die sich nicht mit dem Schneegestöber aus E-Mails, SMS und WhatsApp-Nachrichten anfreunden können.

Aus Korrespondenz wird Kunst

In seiner Luxusversion – mit Tinte beschriftetes Briefpapier und gefütterter Umschlag – vermittelt der Brief die Individualität des Absenders und lässt dem Empfänger eine besondere Wertschätzung angedeihen. Wer es besonders gediegen mag, kann ohne weiteres mehrere tausend Euro in einen japanischen Füllfederhalter der Marke Nakaya investieren. Für dessen Herstellung werden vorher u.a. Haltewinkel, Schreibdruck und -geschwindigkeit abgefragt. Erst nach intensivem Austausch mit dem Kunden fertigt ein Meister das Schreibgerät und schreibt es ein. Aber auch persönliche Briefbögen und Umschläge können Korrespondenz zu einer Kunst machen.

Goehte legt die Latte hoch

Brief ist nicht gleich Brief. Er ist Unterhaltung, Befindlichkeitsbeschreibung, Liebeserklärung, Literatur oder Vermächtnis. Goethe hat rund 20.000 Briefe geschrieben. Er und Schiller sandten sich zwischen 1795 bis 1799 nahezu täglich Schreiben zwischen Weimar und Jena. Als Sinnbild einer phantasierten Liebe sind Kafkas „Briefe an Milena“ legendär geworden. Gut möglich, dass ein Land der Dichter und Denker länger am Brief festhält als andere Nationen: Täglich werden in der Bundesrepublik noch 60 Millionen Briefe verschickt. Das ist bedeutend mehr als bei unseren europäischen Nachbarn.

Geburtstage beliebtester Anlass

Trotz digitaler Konkurrenz hält sich der Anteil der Privatbriefe hierzulande relativ konstant bei etwa fünf Prozent des gesamten Briefaufkommens. Zu Geburtstagen, Hochzeiten oder zu Weihnachten – laut einer Statista-Umfrage schreiben 60 Prozent der Befragten zumindest gelegentlich Briefe. Beliebtester Anlass für die persönlichen Zeilen ist mit 55 Prozent der Geburtstag. Weitere 40 Prozent gaben an, in Trauerfällen zu Stift und Briefpapier oder Karte zu greifen. Jeder Vierte macht dies, wenn es um einen Liebesbrief geht. Und 18 Prozent der Briefeschreiber unterhalten sogar eine Brieffreundschaft.

„Ohne besonderen Anlass“ schreiben immehin ein Viertel Briefe!

Der Weihnachtsmann bekommt die meisten

Im brandenburgischen Himmelpfort gehen jedes Jahr etliche an den Weihnachtsmann adressierte Umschläge ein. Die dortige Weihnachtspostfiliale ist gemessen an der Zahl der Briefe in Deutschland die größte ihrer Art. Sieben solcher „Weihnachtsschreibstuben“ betreibt die Deutsche Post, mehr als eine halbe Million Briefe wurden zuletzt dort gezählt. Ehrenamtliche Helfer antworten, danken und trösten, falls nicht jeder Wunsch in Erfüllung gehen kann.

Nimm den Tag des Briefes zum Anlass, um einem anderen Menschen mit einer persönlichen Nachricht zu erfreuen!