Ohne Füllwörter geht es offenbar nicht. Dabei sind es unterschiedliche Interjektionen, die abwechselnd in Mode kommen und sich schneller verbreiten als Kopfläuse in einem Kindergarten. So wurde das „genau“ durch das „tatsächlich“ abgelöst. Neuerdings begenet man immer häufiger dem „Na ja“. Dieses kann sich sogar als stilprägend erweisen.

Das „Na ja“ verbindet Fremdes und Eigenes

In der Konversation steht das „Na ja“ entweder am Anfang eines Wortbeitrags und leitet eine Antwort ein: „Na ja, wenn du da so siehst.“ Als Entgegnung auf eine selbstgestellte Frage kann es aber auch als rhetorisches Stilmittel eingesetzt werden: „Sind passive Inverstments wirklich ein sicheres Inverstment? Na ja, das kommt auf den Anlagehorizont, die Diversifizierung und die Zusammensetzung des Gesamtportfolios an.“ In beiden Beispielen übernimmt das „Na ja“ die Funktion eines verbindenden Elements und gestaltet einen Übergang.

das „Na ja“ kann eine Corporate Language prägen

Zum stilistischen Grundprinzip hat der Verhandlungstrainer Jack Nasher das „Na ja“ in seinen Instagram-Reels erhoben. Das von Nasher formelhaft eingesetzte „Na ja“ verleiht den Reels eine hohe Wiedererkennbarkeit und wird zum wichtigsten Auszeichnungsmerkmal („One Word Capital“) von Nashers Corporate Language. Mit ihm stellt Nasher Augenhöhe zu seinen Follower*innen her und bezieht sie in die Formulierung der Antwort mit ein, anstatt ihnen sein Verhandlungswissen ex cathedra zu präsentieren.

Der Verhandlungstrainer Jack Nasher verwendet das „Na ja“ exzessiv.

Das „Na ja“ kommuniziert aus der Defensive

Laut DUDEN ist die Interjektion „Na ja“ ein Ausdruck des Einlenkens, Entgegenkommens, Abmilderns und vorsichtigen Widerspruchs.Durch sein geringes Abgrenzungspotenzial bewahrt es die Nähe zwischen Absender und Empfänger. Häufig übernimmt das „Na ja“ auch die Funktion einer höflichen Relativierung, einer verhaltenen Ablehnung, oder drückt zurückhaltende Skepsis oder Reserviertheit aus:

  • Verhaltene Ablehnung: „Na ja, ich bin da nicht so begeistert.“
  • Skepsis: „Na ja, ob das wirklich so stimmt?“
  • Reserviertheit: „Na ja, das ist ja ein bisschen schwierig.“

In welchem Kontext wir dem „Na ja“ auch begegnen: Als sprachlicher Weichspüler sorgt es dafür, die Konversation zu harmonisieren und sie vor unerwünschten Irritationen zu schützen. Sein Gestus ist die Zurückhaltung. Wer „Na ja“ sagt, offenbart die eigene Harmlosigkeit – und zeigt, dass er nicht an einer Auseinandersetzung oder gar Konfrontation interessiert ist.