Diese drei Trend-Floskeln sind in aller Munde. Vielleicht solltest du sie dir trotzdem verkneifen.

„Die Menschen mitnehmen, da, wo sie stehen“

Nein, hier handelt es sich nicht um das Programm eines Bus- oder Taxiunternehmens. Die Floskel leistet nichts Geringeres, als eine Gruppe in „Mitnehmer“ und „Mitgenommene“ zu spalten. Dabei sind die „Mitnehmer“ die aktiv Handelnden. Sie haben eine Vision von einem Ziel und begeben sich auf den Weg dorthin. Demgegenüber verhalten sich die „Mitgenommen“ passiv. Sie stehen unbeweglich auf einer Stelle und können nur durch einen äußeren Impuls in Aktivität versetzt werden. Sie haben die Notwendigkeit der Veränderung nicht erkannt und müssen deshalb „mitgenommen“, „abgeholt“ oder „ins Boot geholt“ werden. Den „Mitnehmern“ ist das ein Anliegen, weil es für die Zielerreichung offenbar kontraproduktiv sind, wenn sie als einzige auf dem neuen Level ankommen und die restliche Gruppe auf einer niedrigeren Stufe verharrt. Die räumliche Komponente legt nahe, dass es sich beim Mitnehmen nur um eine Ortsveränderung handelt, die Menschen an eine andere Position verschiebt, ohne etwas an ihrer Einstellung oder Haltung zu ändern. „Mitgenommen“ werden Betroffene, nicht Beteiligte. Es handelt sich nicht um einen wechselseitigen Prozess, sondern um einen Gestus, der von Asymmetrie, Paternalismus und Übergriffigkeit geprägt ist. Deshalb darf man sich fragen, wie gut sich die schlussendlich „Mitgenommenen“ mit dem erreichten Ziel identifizieren, wie zufrieden sie innerhalb des neuen Settings arbeiten und ob sie es aktiv als Sprungbrett für ihre Weiterentwicklung nutzen.

„Alles gut“

Als Antwort auf die Frage „Wie geht es dir?“ oder als Entgegnung auf eine Entschuldigung eines Gegenübers geäußert, ist „Alles gut“ ein nichtssagender Weichzeichner, der mit der wahren Befindlichkeit des Sprechenden hinter dem Berg hält. Die glatte Oberfläche gibt nichts preis und wirft dem Fragenden sein Spiegelbild zurück. Dabei wird niemand ernsthaft vermuten, dass beim Floskel-Verwender wirklich „alles“ gut ist: im Job, im Privaten, im Seelenleben. Auch er selbst muss sich seltsam vorkommen, wenn er sich sprachlich auf die Insel der Glückseligen befördert. „Eine merkwürdige Differenz zwischen klarer Nachricht – alles gut – und unklarem Wahrheitsgehalt – alles gut? – steht im Raum“, kommentiert die Tageszeitung. Anderseits wird im Smalltalk vom Gesprächspartner auch keine authentische und ausführliche Berichterstattung über persönliche Gefühlslagen erwartet. Dass im antiseptischen „Alles gut“ aber nicht mal mehr Spurenelemente davon vorhanden sind, erklärt die Verlegenheitspause, die entsteht, wenn das Gespräch trotz fehlender Anknüpfungspunkte fortgesetzt wird.

„Nicht dafür“

Auch in der Variante „Dafür nicht“ gebräuchlich. Die Floskel wehrt ein vom Gegenüber geäußertes „Dankeschön“ ab. Gleichzeitig hebt sie die Selbstlosigkeit auf den Podest. Man könnte auch behaupten, sie entwertet die eigene Leistung: Ich habe dir bei der Vorbereitung der Präsentation geholfen, dir etwas vom Bäcker mitgebracht, dir eine Mitfahrgelegenheit geboten … aber dieser Gefallen ist eine Nichtigkeit, nicht der Rede wert, oder zumindest kein Grund für Dankbarkeit. Indem wir die Anerkennung der eigenen Anstrengung verweigern, disqualifizieren wir auch diejenigen, denen wir die Gefälligkeit erwiesen haben. Wir verweigern ihnen, mit dem „Danke“ etwas zurückzugeben und lassen sie als un-dankbare Nutznießer zurück. Dabei verspielen wir auch das soziale Potenzial des bekannten Benjamin-Franklin-Effekts der „reziproken Zuneigung“: nämlich die Tatsache, dass Personen, die von anderen um Hilfe gebeten werden, dies als Sympathiebekundung bewerten und dieses durch positive Gefühle erwidern. Geeigneter für einen positiven Beziehungsaufbau als ein „Nicht dafür“ könnte daher eine Antwort wie „Bitte, jederzeit gerne wieder“ sein.