Unverständliche Texte sind heute ein echter Vertrauenskiller. Studien zeigen: Drei Viertel der Menschen ärgern sich über unklare Formulierungen in Verträgen. Mehr als die Hälfte vermutet sogar Absicht dahinter. Wer so kommuniziert, verliert Kund*innen – noch bevor ein Produkt überzeugen kann.

Kein Wunder also, dass nach Initiativen wie ERGO „Klartext“ ein regelrechter Run auf Software zur Textoptimierung eingesetzt hat. Mit Tools wie TextLab lassen sich Lesbarkeitswerte schnell steigern. Doch dabei gilt: Verständlichkeit ist kein Selbstzweck.

Einfach ist nicht gleich leicht

Wenn Texte stark vereinfacht werden, rücken sie sprachlich in die Nähe der einfachen Sprache. Das bedeutet: kurze Sätze, kleine Informationseinheiten, klare Struktur. Einfachheit schafft Zugang – aber sie glättet auch die Tonalität. Der Preis für Einfachheit ist sprachlicher Charakter. Wer zu sehr auf hohe Verständlichkeitswerte optimiert, riskiert einen neutralen, fast leblosen Stil. Für Marken mit einem prägnanten Sprachprofil ist das fatal.

Leichte Sprache geht noch einen Schritt weiter: Sie folgt strengen Regeln und richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, Demenz, geringen Deutschkenntnissen oder Leseschwäche. Leichte Sprache ist damit ein Instrument der Inklusion und eine wichtige Brücke zu barrierefreiem Verständnis – aber für die allgemeine Markenkommunikation meist zu reduziert.

Verständlichkeit braucht Kontext

Das heißt: Verständlichkeit darf nicht isoliert betrachtet werden. Sie muss immer in Relation zur Corporate Language stehen. Eine starke Marke übersetzt ihre Werte in eine Tonalität, die klar und zugänglich ist – und gleichzeitig eigenständig bleibt.