Vier Meeresbewohner, vier Sprüche, ein Ziel: Ab Freitag zeigt das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt im Rahmen einer Plakatkampagne in der Mainmetropole wirbellose Kleinstlebewesen aus dem Meer. Die großformatigen Motive sollen neugierig machen auf die Forschung zur marinen Zoologie in Frankfurt. Augenzwinkernd wird damit gespielt, dass die Abbildungen der Tiere von Sprüchen begleitet werden, die man als Mensch eher aus der Welt des Datings kennt. So lebt die zitierte „heiße Schnecke“ in Hydrothermalquellen in der Tiefsee, dort kann es bis zu 400 Grad Celsius heiß werden.
„Die meisten Menschen im Rhein-Main-Gebiet kennen natürlich unser Naturmuseum, viele sicherlich auch unsere Forschung etwa rund um die Grube Messel oder Tierarten wie Insekten oder Vögel. Aber auch marine Forschung gehört nach Frankfurt, und dafür wollen wir mit der Plakatkampagne begeistern“, berichtet Prof. Dr. Julia Sigwart, Sektionsleiterin der Malakologie am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. (…) „Was man nicht kennt, kann man nicht schützen“, erklärt Sigwart und fährt fort: „Daher laden wir alle Menschen ein, mehr über die faszinierenden Meeresbewohner zu lernen, denen man im Badeurlaub sicherlich nicht so ohne weiteres begegnet.“
So weit die Pressemeldung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung vom 13.05.2024.
Wirbellose unter Rotlicht
Auch wenn sich die Verantwortlichen geben, als könnten sie kein Wässerchen trüben: So harmlos ist die Plakatkampagne nicht. Denn erstens sexualisiert sie die Tiere und trivialisiert Bildungsinhalte bis zum Geht-nicht-mehr. Insbesondere Kinder, seit jeher eine wichtige Zielgruppe des Museums, dürften die im Kern zoophilen Motive irritieren. Und zweitens beschädigt sie die Seriosität der Marke Senckenberg, indem sie die Organisation in die Nähe anspruchlosester Botschaften rückt. Die Headlines spielen auf anonyme Kontakte („Darkroom“) und bezahlten Sex („in deiner Nähe“) an. „Swipe right“ heißt es tinderhaft auf der Landingpage. Braucht es das wirklich, um spannende Geschichten aus der Natur zu erzählen?
Handwerklich schlecht gemacht ist die Kampagne dabei keineswegs. Die beauftragte Agentur hat Humor, sprachliche Kreativität und Sinn für Ästhetik bewiesen. Die herbeizitierte Schmuddelwelt passt nur einfach nicht. Nicht alles, was unterhaltsam ist, ist auch markenstrategisch richtig.
Liebesjagd auf Instagram
Die Plakate führen zu einer Webseite mit weiterführenden Informationen zu den abgebildeten Tieren und zum Projekt SOSA (Senckenberg Ocean Species Alliance). Dort gibt es zudem Hinweise, wie man sich weitergehend informieren und einbringen kann. Parallel dazu startet SOSA startet die „Jagd nach Liebe“, eine stadtweite Suche nach SOSA-Plakaten. Die Frankfurter Community ist dazu aufgerufen, so viele Plakate wie möglich zu finden und Fotos der Plakatwände auf Instagram zu posten.
Links:
https://museumfrankfurt.senckenberg.de/de/pressemeldungen/heisse-schnecke-in-deiner-naehe/
https://sosa.senckenberg.de/en/billboard-campaign-de/
https://sosa.senckenberg.de/en/hunt-de/
https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/artenvielfalt-im-meer-senckenberg-wirbt-mit-heisser-schnecke-19716688.html